Montag, 26. Juli 2010

Pi-mal-Daumen-Philosophie

»Wir operieren (außerordentlich erfolgreich) mit physischen Gegenständen für unsere alltägliche Zwecke. Dabei ist kaum einer unter uns professioneller Physiker, und diejenigen, die es sind, sind beim alltäglichen Umgang mit physischen Objekten meist nicht besser als andere. Was uns normalerweise leitet, ist ein Sammelsurium physikalischer Pi-mal-Daumen-Generalisierungen. Nicht anders, so die Idee, funktioniert unser alltäglicher Umgang mit intentionalen Phänomenen.«
(Tatzel, Armin: Intentionalität und Begriffe DISS Hamburg 2000)
Armin Tatzel bedient sich in seiner Dissertation des Begriffs Allerweltspsychologie wenn er von den psychologischen Mutmaßungen schreibt, die wir im Alltag brauchen, um das Denken und Verhalten unserer Mitakteure zu erkennen.
Pi-mal-Daumen-Generalisierung für eine Allerweltsphilosophie?

Donnerstag, 22. Juli 2010

Gnadenseil

Das Gnadenseil war ein alter Rechtsbrauch im preussischen Kleve (Niederrhein)(1).

Friedrich Wilhelm II. von Preußen ließ bei seiner Thronbesteigung die Huldigung der Landstände von Cleve und Mark zu Cleve vornehmen; nach Beendigung der Feierlichkeiten fand nach alter Sitte das Auswerfen des Gnadenseiles statt; der Erbmarschall warf das Gnadenseil auf dem Schloßberg aus mit dem Ausrufe, daß wer eine Untat begangen, wenn er dieses Seil ergriffe, vom König Gnade zu hoffen hätte
Fundstelle: MschrRhWestfG. 5 (1879) 249 in: Deutsches Rechtswörterbuch (DRW)
Heidelberger Akademie der Wissenschaften

Mittwoch, 21. Juli 2010

Treideln


Die Einwohnerzahl von Berlin wuchs von einer halben Million im Jahre 1861 auf 3,8 Millionen im Jahre 1920. Ziegeleien aus Brandenburg belieferten Berlin mit Milliarden von Ziegeln für den Bau von Wohnungen, Abwasserkanälen, Brücken, Bahnhöfen, Fabrikhallen uvm. Diese riesige Menge Ziegel(wahrscheinlich Milliarden) konnte nur mit Kähnen über den Wasserweg nach Berlin geschafft werden. Dabei kamen auch Treidelkähne zum Einsatz: ein Pferd oder auch die Frau des Schiffers zog den Kahn an einem langen Seil (Treidel) durch das Wasser. Sie nutzten dabei den Treidelpfad, einen schmalen Fußweg entlang des Flusses oder Kanals. Das Treideln war mühsam, nur langsam ging es voran, im Volksmund wurde aus 'treideln' bald 'trödeln'.